„Die deutsche Entwicklerszene macht auf!”
Magazyn: PC Joker | Autor: Richard Löwenstein | | Źródło
In Sachen Zockware war Deutschland lange Entwicklungsland: Spiele gediehen auf hiesigem Boden nur spärlich, das Gros der Software ist auf den US-Geschmack zugeschnitten. Doch in den letzten Monaten schossen lokale Entwicklerteams aus dem Boden — ein solcher Newcomer will ab dem kommenden Jahr sein Stück vom Umsatzkuchen.
Derzeit bringen junge Teams frischen Wind in die häufig zu Recht als konservativ verschriene Entwicklerszene hierzulande. Piranha Bytes ist eines davon, doch auch bei Funatics, Trinode oder Massive Development sitzen Leute mit viel Erfahrung und noch mehr Ideen. Die meisten davon haben bereits sehr erfolgreiche Produkte veröffentlicht und besitzen daher das nötige Selbstvertrauen. um sich auch dem internationalen Vergleich zu stellen. Kurzum, die deutsche Szene erwacht jetzt erst so richtig!
Bestes Zeichen dafür ist das erste deutsche Developertreffen: das Deutsche Unterhaltungssoftware Forum. Am 19. September (Anm. der Red: und damit leider knapp nach Redaktionsschluß dieser Ausgabe) werden sich mehr als 40 Teams in Darmstadt treffen, kennenlernen. Erfahrungen austauschen und natürlich ein Faß aufmachen. Dieses Miteinander ist auch erforderlich, um sich den vorwiegend aus dem anglo-amerikanischen Raum stammenden Publishern zu empfehlen. Denn nicht alle unterstützen die Entwicklung einer deutschen Spiele-Szene, so mancher bangt um die Pfründe der konzerneigenen Studios in den Mutterländern. Doch die Welt wird es zur Kenntnis nehmen müssen: Spielesoftware aus und für Deutschland ist klar im Kommen!
Auch hier in Deutschland lassen sich Computerspiele für den Weltmarkt entwickeln! (Geschäftsführer Stefan Nyul zur Firmenphilosophie)
Handling ohne Probleme: In die untere Screenhälfte läßt sich jederzeit die Tastatur- oder Padbelegung einblenden
Kämpfe en gros. Die Labyrinthe sind mit cleveren Monstern durchsetzt, deren Design bis zum Release noch kräftig überarbeitet wird
3D-Magie: Aufwendige Motion Capture-Animationen und spektakulär inszenierte Zaubersprüche verwöhnen das Auge
Mangelnde Erfahrung kann man den meisten Neulingen deutscher Prägung kaum vorwerfen. Ob Funatics, Trinode oder Massive, alle diese Firmen verfügen über Leute, die sich bereits bei großen Publishern wie Funsoft oder Blue Byte erste Sporen verdient haben - so auch die Bochumer Piranhabeißer. Das Label Piranha Bytes wurde am 1 Oktober vergangenen Jahres von fünf ehemaligen Greenwood-Mitarbeitern gegründet. Und deren Karrieren begannen teilweise schon auf frühem Rechner-Urgestein wie dem ZX-81. Noch im grünen Wald von Gütersloh war das Team an rund zwölf Projekten beteiligt, die wie die meisten Greenwood-Titel auf deutsche Verhältnisse abgestellt waren. Ein Hauptziel der Verselbständigung ist nun die Ausrichtung auf den Weltmarkt, um so für eine größere Zielgruppe produzieren zu können.
Der harte Kern von Piranha Bytes von links nach rechts: Stefan Nyul (Geschäftsfuhrung. Projektleitung), Tom Putzki (Grafik), Alex Brüggemann (Animation) und Michael Hoge (Art Director. Gamedesign)
Gelingen soll das bei allen kommenden Produkten durch Zutaten wie eine fesselnde Story, ansprechende Spieltiefe, innovative Ideen, schlüssiges Handling und vor allem Gamedesign, das den User auf Anhieb in Bann schlägt - loslegen und wohlfühlen, lautet die Devise. So will man den Beweis antreten, daß der Horizont deutscher Developer bei Aufbaustrategie und Managementsimulationen noch lange nicht endet. Warum nicht mal ein 3D-Actionabenteuer aus deutscher Produktion, das auf internationalem Parkett Erfolge einheimst? Just das soll gleich mit dem Piranha-Erstling “Gothic” gelingen Ein erster Fingerzeig auf die Erfolgsaussichten sind eine ganze Reihe von Homepages zum Spiel, die bereits letzt im Internet hängen - nicht vorn Hersteller (www.piranha-bytes.com) plaziert, sondern von erwartungsvollen Spieler!
Das kommende Highlight: Gothic
Mit dem kriegerischen Gotenvolk hat die für das erste Quartal 1999 anvisierte Mixtur aus 3D-Actiongame und Fantasy-Rollenspiel trotz des Titels wenig gemein - eher schon mit dem Movie “Die Klapperschlange”: Der Held findet sich als unbewaffneter Einzelgänger in einem gewaltigen Gefängniskomplex wieder, von wo ihm nach zahlreichen Dialogen, Rätseln und Kämpfen schlußendlich die Flucht gelingen soll.
Der Weg zum Ausgang ist freilich lang und beschwerlich; wer sich einer der zahlreichen Banden anschließt, dürfte es etwas leichter haben. Ob Karrieren als Dieb, Krieger, Magier oder Sektenmitglied angestrebt werden, ist dabei im übrigen Jacke wie Hose: Piranha Bytes will den nichtlinearen Spielverlauf auf alle Eventualitaten vorbereiten. Die Entwickler versprechen abwechslungsreiche Quests, hilfsbereite Einwohner und clevere Monster, dazu Instant-Spielbarkeit durch schlüssiges Handling. So werden die vielfältigen Bewegungs- und Angriffsmöglichkeiten des Helden mit einem komplexen Magiesystem kombiniert, ohne daß man durch unübersichtliche Menüs blättern oder zur Bedienung mehr als sechs Tasten heranziehen müßte.